Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen
Orgelkonzert am 13. 04. 2024
Wer am milden Frühlingsabend des 13. April der Einladung zum Orgelkonzert in der Erlöserkirche gefolgt war statt die Grillsaison zu eröffnen, hat doppelt Gutes getan. Ein Konzert unseres Organisten Thomas Schulze-Athens anzuhören, ist immer ein Gewinn und der zweite positive Aspekt: Die Sammlung am Schluss des Konzerts kam der Diakonie-Katastrophenhilfe zugute, die mit ihrem Einsatz die Betroffenen des Krieges in der Ukraine unterstützt.
Wie stets bei seinen Konzerten führte Herr Schulze-Athens in die Werke ein, was dem Publikum das Hören und Verstehen der Musik erleichterte.
Mit einem Pauken- oder mehr noch einem Hammerschlag kündigte er das erste Stück an als das Werk eines Straftäters. Missachtung des Urheberrechts könnte die Anklage lauten. J.S. Bach hat bekanntlich oft seine eigenen Werke wiederverwendet, aber in diesem Fall hat er das Violinkonzert des Prinzen Johann Ernst von Sachsen-Weimar zu einem Orgelkonzert umgearbeitet, dem Concerto I in G-Dur. Zum Glück ist ein Briefwechsel aufgetaucht, in dem der Prinz Bach die Genehmigung erteilt hat, sein Konzert umzuarbeiten. Bemerkenswert ist der Wechsel zwischen schnellen und langsamen Sätzen. Auf das bewegte Allegro mit wechselndem Manual- und Pedalspiel folgt das Grave, das fast schwermütig klingt, bevor beim Presto, einem „Rausschmeißer“ ähnlich, alle Register gezogen werden. Diese Aufgabe übernahm wie gewohnt bei Schulze-Athens Konzerten seine Ehefrau Annemarie Schulze.
Dem Konzert folgte eine Choralbearbeitung J.S. Bachs über „Liebster Jesu, wir sind hier“. Die Melodie des Chorals ist zwar nicht zu erkennen, aber der Charakter der Bearbeitung mit ihren innigen und besinnlichen Passagen lässt vielleicht den Text durchscheinen.
Mit den folgenden Werken des Abends machte Schulze -Athens einen Sprung ins 19. und 20. Jahrhundert. Der britische Komponist Percy Fletcher (1879-1932) hat vier Stücke für Orgel hinterlassen, sonst hat er eher für Brass-Bands komponiert und Unterhaltungsmusik geshrieben. Das Festal Offertorium leitet die Gabenbereitung ein, lässt aber ein bisschen an Kirmes-Musik denken. Ketzerisch könnte man sagen, es werde ein opulentes Freudenmahl bereitet. Eine Zeile aus dem Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ klingt durch: „Wir folgen all zum Freudensaal und halten mit das Abendmahl“.
Fountain Reverie bedeutet etwa Brunnenträume oder Wasserträume. Das Wasser als wichtiges Element zieht sich durch diese Träume. So der Sonntag Quasimodogeniti. Die mit österlichem Weihwasser getauften Kinder durften die weiße Kleidung bis zu dem heutigen „Weißen Sonntag“ tragen. Auch der Psalm 23 klingt an. In Fletchers Musik glaubt man Wasserplätschern, Töne aus tiefen Brunnen und auch ruhiges Dahinfließen des Wassers zu hören.
Den Abschluss des Konzerts bildete Musik von Théodore Dubois, an dessen 100. Todesjahr damit erinnert wurde. Dubois war lange Jahre Organist an St. Madeleine in Paris und Zeitgenosse des viel bekannteren Charles Marie Widor. Dubois wurde vorgeworfen, er bringe Opernmusik in die Kirche. Dem könnte man beim ‚Marche Triomphale‘ zustimmen, es ist ein reiner Triumphmarsch. ‚Offertoire‘ – hier entspricht die Musik eher dem Anliegen der Gabenbereitung als in Fletchers Komposition. Es ist eine ruhige Einstimmung auf das Abendmahl. Die weiteren Sätze zeigen ein breites Spektrum aus Dubois Schaffen – oft verspielt, leichtfüßig und beschwingt wie ein fröhlicher Hochzeitstanz, dann wieder schwer und nachdenklich, da scheint dann alle Leichtigkeit vergessen zu sein. Den fulminanten Schlusssatz bildet die Toccata: sehr schwungvoll, da ist die Spielfreude spürbar, darauf folgen stille und choralähnliche Passagen und wieder ganz verspielte Klänge. Der Wechsel macht die Musik reizvoll. Thomas Schulze-Athens sagte in seiner Einleitung, es gebe bei Dubois nur ‚mögen oder nicht‘. Das mag so sein. Eindrucksvoll ist seine Musik mit Sicherheit und eindrucksvoll war auch wieder einmal das Spiel unseres Organisten, dem ein herzlicher Dank gebührt für dieses besondere Konzert. Das interessierte Publikum dankte mit anhaltendem Beifall und 478 €uro für die Ukraine.