Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen

ADVENTSZEIT ist eine Zeit, sich zu freuen. Aber woher kommt Freude? Aus Plätzchen, Geschenken und Gemütlichkeit? Oder ist Freude noch etwas anderes, viel Tieferes?
In unserem (fast) echten Interview gibt die biblische Person Paulus Antwort auf Fragen zur „Freude“.
Situation: Der berühmte Apostel Paulus, Gründer vieler Gemeinden in Syrien, Kleinasien und Griechenland, ist aufgrund seines Engagements inhaftiert worden – ein gewaltloser politischer Gefangener, wie namhafte Organisationen betonen. Wir haben einen Auszug eines Original-Paulus-Briefs vorliegen, den er aus dem Gefängnis heraus geschrieben hat. Unser Reporter hatte Gelegenheit, Paulus noch einmal persönlich zu Einzelheiten des Briefs zu befragen.

Reporter: Lieber Paulus, ich wundere mich, Sie in so guter psychischer Verfassung zu sehen. Sind Ihre Haftbedingungen doch nicht so schlimm, wie wir befürchtet haben?
Paulus: Die Haftbedingungen – also, ein Luxushotel ist so ein römischer Kerker nicht. Aber wissen Sie was, ich freue mich trotzdem.
R: Ja, ich erinnere mich auch, in Ihrem Brief gelesen zu haben: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich euch: Freuet euch! (Phil 4,4). Lieber Paulus, ich finde das toll, dass Sie in Ihrer Situation so den Kopf oben behalten können. Aber finden Sie nicht, dass die Leute Sie missverstehen könnten? Die haben alle ihre  Probleme heutzutage, und Sie sagen: Freuet euch! Nehmen Sie denn die Probleme gar nicht ernst?!
P: Also, nach Kopf oben behalten ist mir oft auch nicht. Und die Probleme der Menschen nehme ich sehr ernst – ich habe ja auch durchaus selbst Schwierigkeiten, wie Sie hier sehen. Aber gerade, wenn man Schwierigkeiten hat, ist die Freude wahnsinnig wichtig. Das ist auch keine Freude, die ich mir selbst herbeidenke oder herbeimeditiere, das ist eine Freude, die Gott mir schenkt.
R: Na ja, ist ja schön für Sie persönlich, dass Gott Ihnen Freude schenkt – aber es gibt doch ganz viele Menschen, die sich gerade jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit gern freuen würden und nicht können. Was sagen Sie denen denn?
P: Freude heißt nicht, jeden Tag Spaß haben. Oft sehe ich auch die Kerkermauern um mich herum und könnte einfach nur losheulen. Aber das sage ich Gott, ich spreche es aus. Ich versuche gar nicht erst selbst, stark und tapfer zu sein, verstehen Sie? Ich sage Gott, dass ich schwach bin und bitte um Hilfe. Und dann kriege ich wieder ein bisschen Kraft zum Weitermachen. Nie zu viel auf einmal, aber es ist immer wieder so ein kleiner Kraftschub – und das reicht mir dann schon.
R: Gibt es noch etwas, das Sie unseren Lesern sagen möchten?
P: Ja. Freude ist nicht nur etwas, was wir für uns selbst bekommen. Wer sich freut, der hat Verantwortung für die, die sich gerade nicht freuen können. So wie ich aus Gewissensgründen gefangen bin, so sind es noch viele andere. Freude teilen heißt z.B., sich für alle diese Menschen einzusetzen. Die, die in Freude leben, dürfen die nicht vergessen, die traurig sind.
R: Wir danken Ihnen für das Gespräch.

Ihre Pfarrerin Christiane Zina

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