Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen
"Alle guten Gaben, alles was wir haben ...
... kommt, o Gott, von dir. Wir danken dir dafür.“
Vielleicht kennen Sie dieses Tischgebet. Vielleicht beten Sie es selbst oder haben es Ihren Kindern, Enkel- oder Patenkindern beigebracht. In vielen Familien wird vor dem Essen nicht mehr gebetet. Ich habe den Eindruck, das Gebet geht oftmals unter in der Hektik des Alltags.
Damit geht aber auch ein Stück Bewusstsein verloren, dass wir nicht alles im Leben selber machen können. Das mag daran liegen, dass wir heute in unserem Land alles und mehr haben, als wir an Lebensmitteln brauchen. Kaum jemand weiß noch, was es bedeutet, wirklich Hunger zu haben. Hunger, bei dem der Magen schmerzt. Wer das erlebt hat, der wirft kein Eckchen Brot weg.
Ich will niemandem ein schlechtes Gewissen machen; auch mir passiert es, dass mir Brot schimmelt oder etwas im Kühlschrank verdirbt. Doch angesichts der riesigen Mengen von Lebensmitteln, die tagtäglich auf dem Müll landen – manchmal direkt aus den Regalen der Supermärkte – ist ein Umdenken nötig.
„Aller Augen warten auf dich, Herr, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.“ (Ps. 145, 15)
Unter diesem Psalmwort steht der Erntedanktag, den wir Anfang Oktober feiern. Dieses Wort kann uns dahin führen, wieder stärker in den Blick zu nehmen, dass wir nicht alles im Leben uns selber zu verdanken haben. Schon während der Flut im Juni in Bayern und im Osten des Landes wurde bekannt, dass sich dies auf die Preise für Kartoffeln in diesem Jahr auswirken wird. Bei allen Möglichkeiten, die wir heute haben, sind wir weiter abhängig von der Natur.
„Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt, o Gott, von dir. Wir danken dir dafür.“
Gott weiß, was wir für unser Leben brauchen. Und das umfasst mehr als nur unser Essen. Gott stillt unseren Hunger: Nicht nur nach Nahrung, sondern auch nach Freude, nach Nähe, danach, geachtet und gebraucht zu werden. Manchmal wir sind ungeduldig, können nicht warten, bis Gott uns schenkt, was wir nötig haben. Doch wir lesen:
„Du gibst ihnen… zur rechten Zeit.“
Wir möchten unsere Bedürfnisse in dem Augenblick gestillt bekommen, in dem wir sie bemerken. Wir trauen Gott nicht zu, die rechte Zeit zu wissen. Wir haben Angst, nicht genug zu bekommen.
Vielleicht hilft es uns, unsere Augen nicht auf das zu richten, was wir haben möchten, sondern auf das, was wir schon bekommen haben – und Gott dafür zu danken. Vielleicht erkennen wir dann wieder, dass wir oft weniger brauchen als wir meinen. Vielleicht hilft uns das, wieder bewusster und sorgsamer mit dem umzugehen, was wir haben. Vielleicht fangen wir mit dem täglichen Dank vor den Mahlzeiten an.
Ich wünsche Ihnen eine erfüllte Zeit mit viel Grund zum Danken,
Ihre
Pfarrerin
Elke Hansmann
Unsere Anschrift
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