Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. “ (1. Kor 16, 14, Jahreslosung 2024)
Es wird immer viel darüber diskutiert, was eigentlich die Aufgaben einer Kirchengemeinde sein sollten. Ein Ort für Tradition, aber auch Innovation. Ein Ort, der aufrüttelt, an dem man sich aber auch wohl fühlen kann. Wo Menschen bemüht, aber auch entspannt sind. Wo viel passiert, einem aber gleichzeitig nichts passiert. Ein Refugium, ein Stück Himmel auf Erden – und sei es auch nur im begrenzten Bereich der weißen Mauern der Erlöserkirche.
Die Erwartungen sind verständlicherweise hoch. Denn das Gut, mit dem wir als Gemeinde arbeiten, ist sowohl fragil als auch mächtig: Glaube. Wer in die Kirche geht, erwartet nicht weniger als das Entzünden eines Feuers im eigenen Herzen. Eine Inspiration – zum Guten, zum Leben, zum Lieben – hervorgerufen durch das Wort Gottes, das säuselnd daher kommt und mich dennoch umreißt wie ein Orkan.
Die Erfahrung zeigt allerdings – seien wir ehrlich – dass Kirche diesem Anspruch nicht gerecht wird, gar nicht gerecht werden kann. Wir sind Menschen. Wir machen viel falsch und verstehen recht wenig. Wer von sich behauptet, alles Wichtige im Leben verstanden zu haben, hat eben nichts verstanden. Wir können immer nur das tun, was in unserer Macht steht – und die ist ein ums andere Mal erschreckend gering. Kirche wird also ihrem hohen Anspruch niemals wirklich gerecht werden können. Es geschehen Ungerechtigkeiten, es werden Menschen übergangen, es passieren Dinge, die einem unverständlich sind. Wir können es grundsätzlich immer nur schaffen, einen ganz kleinen Teil der Erwartungen zu erfüllen. Wonach wir streben, was wir erwarten, das ist das, was Gott nur selbst verwirklichen kann. Und seine Kraft werden wir nicht aufbringen können.
Warum also überhaupt Kirche? Sollte man es dann nicht einfach ganz sein lassen, Engagement und Geld in die Gemeinde zu stecken? Ich persönlich finde, dass sich Kirche maximal lohnt. Gerade weil es hier so unzählig viele kleine Momente gibt, in denen der Funke da ist! In dieser Kirchengemeinde brennt nicht das Feuer, aber es sprühen viele kleine Funken, immer und immer wieder. Kein Orkan, aber immer und immer wieder ein Luftstoß. Und jeder solcher Momente für sich ist bereits überwältigend. Kirche ist der Ort, der dafür da ist, dass wir uns immer und immer wieder daran machen, Funken zu entzünden. Und es geschieht! Wenn in dem, was wir tun – Singen, Schaffen, Lernen, ... – für einen kurzen Moment der Himmel sichtbar wird, von dem wir reden, das Licht der Liebe aus dem Jenseitigen in unsere Mauern dringt. Und dann sehen wir manchmal beim Blinzeln sogar noch in unseren geschlossenen Augenlidern den Nachhall dieses Liebeslichts.
Das Refugium, das wir in der Kirche suchen, ist also nicht nur örtlich, sondern auch zeitlich sehr begrenzt. Aber es ist da! Und es lohnt sich immer, es aufzusuchen.
Herzliche Grüße
Ihr Pfarrer Felix Klemme