Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen

ÜberMUT

ein ökumenischer Gottesdienst im November 2024

Seit Jahren gibt es eine Reihe gemeinsamer Aktivitäten und Gottesdienste, die der Ökumenekreis der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinden in Elsen vorbereitet. Am 29. November 2024 ging es um das Thema „Mut“.

Das Wort „Mut“ taucht in vielen Facetten auf: Übermut, Anmut, Demut, Heldenmut usw. Das ließ zum Anfang des ökumenischen Treffs ein Sprechspiel deutlich werden: Mut, der sich in so vielen Varianten zeigt. Hier, am 29. November 2024, liegt der Schwerpunkt auf dem Mut, den der Glaube schenkt; dem Mut, der sich im Vertrauen auf Gott in einer turbulenten Zeit mit Krisen, Kriegen, Katastrophen den Herausforderungen des Lebens stellt.

So gab Elija, der wohl bekannteste Prophet des Alten Bundes, tiefen Einblick in sein Seelenleben, als er auf der Flucht war vor den Potentaten seiner Zeit, damals vor gut 2800 Jahren. Er musste um sein Leben fürchten und erwartete nach all dem, was er für seinen Gott getan und erlitten hatte, nun endlich machtvollen göttlichen Beistand. Er fand ihn – aber nicht in gewaltig pompösen Zeichen, sondern in einem mehr innerlich als mit den Sinnenorganen äußerlich erfahrbaren Hinweis auf Gottes Nähe. Ein „verschwebendes Schweigen“, wie Martin Buber es einmal nannte. Alles andere als mit Pauken und Trompeten oder gar monströs. So wie Gott wohl am meisten ermutigt und sich zeigt, auch in unserem Leben heute. Gott drängt sich nicht auf; er überwältigt und überrumpelt nicht. Er will anrühren, empfänglich machen für sein Konzept von gelingendem Leben. So wie er sich vor gut 2000 Jahren zeigte als ein kleines, hilfloses Kind, geboren in einem Stall und angewiesen auf (um nicht zu sagen: ausgeliefert an) die Fürsorgebereitschaft von uns Menschen.

Dem Mutigen gehört die Welt, sagt ein Sprichwort. Viele kluge Menschen haben sich zum Thema Mut geäußert. Einige solcher Aussagen bekamen die Teilnehmenden als Puzzleteile in die Hand. Für die sieben kleinen Gesprächsgruppen stellte sich damit die Frage: Wie wird Mut hier beschrieben? Ist das eine Beschreibung, der ich zustimmen kann? Oder sehe ich das (ganz) anders?

Ein mutiger Mensch ist Christoph Wonneberger. Er ist der Pfarrer, der von 1986 bis zum Oktober 1989 die montäglichen Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche koordinierte. Das und sein Eintreten für Oppositionelle führte zu schweren Konflikten mit der Stasi, aber auch mit der Kirche. Seine Appelle zur Gewaltlosigkeit trugen dazu bei, dass die Montagsdemonstrationen friedlich blieben. Die Friedensgebete waren ein wichtiger Beitrag zum Mauerfall.

Unter der Überschrift „Habe Mut, kleine Herde“ wurde die Lage der Kirchen und des Glaubens im heutigen Westeuropa thematisiert. So wie es aussieht, ist das Christentum auch in Deutschland längst schon auf dem Weg in die gesellschaftliche Minderheit. Man könnte sich angesichts dessen in einen Schmollwinkel zurückziehen oder mit Häme und Verachtung auf die hinabsehen, denen „nichts fehlt, wenn Gott fehlt“ (J. Loffeld).

Was hat die Welt davon, dass es Menschen gibt, die sich zu Christus bekennen? „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! “ (Lk 1,2) hat Jesus einmal gesagt. Heißt das nicht, dass Jesus die Christ:innen als die Menschen haben will, die – so wenige sie auch sein mögen – von innen heraus die Gesellschaft „durchsäuern“, in ihrer Zeit dem Alltag ein Licht aufstecken und auf authentische Weise dafür sorgen, dem Leben Geschmack zu verleihen – so wie das Salz in der Suppe?

In einer Schreib-Arbeit war jede und jeder gebeten, sich mit der einen oder anderen dieser Fragen zu beschäftigen: Was verstehe ich unter Mut? Was macht mir Mut? Was oder wen brauche ich, damit ich mutig bin? Wo war ich richtig mutig, oder wo hat mich der Mut verlassen? Die Karten wurden in der Nähe der Orgel in ein Fischernetz gesteckt und laden dazu ein, gelesen zu werden.

Zum Abschluss dieses Abends kamen die 25 Teilnehmenden zum gemeinsamen Gebet und Gespräch bei Mineralwasser und Wein in der Taufkapelle zusammen.

Theo Breul, Irene Glaschick, Katrin Spehr und Kea de Witt hatten den Gottesdienst vorbereitet. Marietta Kunze kam bei der Durchführung noch hinzu. Mit Instrumentalmusik und Leitung des Gemeindegesangs trugen Kathrin Junge und Michael Kleine wie in den Jahren zuvor zu dem Gottesdienst bei.