Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen
Orgelkonzert am 1. April 2017
Am 1. April brachte unser Organist Thomas Schulze-Athens in einem Gesprächs- und Orgelkonzert der Gemeinde die musikalische Seite der Reformation näher.
In den Jahrhunderten vor der Reformation wurde die Messe ausschließlich in lateinischer Sprache gehalten. Das galt auch für die Gesänge, die den Mönchen vorbehalten waren. Sie allein beherrschten die hohe Kunst der Gregorianik. Die Gemeinde war am Gottesdienst nur passiv beteiligt und in vielen Fällen durch Lettner und Chorschranken vom gottesdienstlichen Geschehen getrennt. Das führte nicht selten dazu, dass während der Messen in den Kirchen auch Handel getrieben wurde oder die Gemeinde sich anderweitig die Zeit vertrieb. Die Menschen verstanden das Geschehen ja nicht.
Martin Luther lag daran, die Gemeinde aktiv am Gottesdienst zu beteiligen. Dafür mussten Texte und Lieder für sie verständlich gesprochen und gesungen werden. In dem Bestreben, Lieder in deutscher Sprache für die Gemeinde zu schaffen, griff der Reformator oftmals auf gregorianische Gesänge und alte Hymnen zurück, so zum Beispiel in dem heute noch viel gesungenen Adventslied „Nun komm, der Heiden Heiland“, dem Weihnachtlied „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ oder dem Pfingstlied „Nun bitten wir den Heiligen Geist“. Vielfach dichtete Luther auch alte Volksweisen zu Chorälen um oder übernahm die Melodien bekannter Lieder wie bei „Innsbruck, ich muss dich lassen“. Er schuf aber auch neue Lieder, zu denen er die Texte dichtete und die Melodien komponierte. Das gilt für den Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“.</pre>
Im ersten Teil des Konzerts spielte Thomas Schulze-Athens Choralbearbeitungen und Variationen über die neuen Lieder aus der Feder verschiedener Komponisten der Luther-Zeit, so von Hans Kotter, Balthasar Resinarius, Johannes de Lublin und Heinrich Isaac. In vielen Kirchen gab es in den früheren Jahrhunderten noch gar keine Orgeln. Umso dringlicher schien es Luther, einfache Weisen zu komponieren, die leicht zu singen und zu verstehen waren.
Aus katholischer Sicht mussten die gregorianischen Hymnen in lateinischer Sprache Vorrang behalten. Im Zuge der Gegenreformation wurden die neuen Lieder oftmals wieder verboten. Trotzdem konnten sich die deutschen Texte behaupten.
Friedrich von Spee, der seit 1623 u.a. in Paderborn lehrte, bekämpfte nicht nur die Hexenprozesse, sondern schuf auch zahlreiche Liedtexte. In unserem heutigen Gesangbuch sind noch sechs Lieder mit seinen Texten enthalten, am bekanntesten wohl „O Heiland, reiß die Himmel auf“ und „Zu Bethlehem geboren“.
Ein Komponist des Barock, Dietrich Buxtehude, großes Vorbild und zeitweise Lehrer von Johann Sebastian Bach, hat zahlreiche Lieder Luthers und seiner Zeitgenossen bearbeitet. In unserem Konzert durfte Buxtehudes Bearbeitung des „Lutherliedes“ schlechthin nicht fehlen: „Ein feste Burg ist unser Gott“.
Mit der “Suite Médiévale“ von Jean Langlais stellte Thomas Schulze-Athens eine Komposition des 20. Jahrhunderts vor. Anhand der im Programm abgedruckten Notenbeispiele konnten die Zuhörer verfolgen, wie der Komponist auf gregorianische Ursprünge zurückgegriffen hatte.
Den Abschluss des Konzerts bildete eine Auswahl aus den „24 pièces en style libre“ von Louis Vierne, dem berühmten französischen Komponisten der Romantik, der über Jahrzehnte als Titularorganist an der Kathedrale Notre Dame in Paris gewirkt hat. Das letzte Stück, „Carillon“, dem das Glockengeläut der Kapelle von Longpont, einer kleinen Gemeinde in der Region Hauts-de-France, zugrunde liegt, entließ die Zuhörer nach einem informativen Konzertbesuch in den Abend.
Thomas Schulze-Athens sei gedankt für die Eindrücke, die das Konzert hinterließ und die Einblicke, die er mit seinen Erläuterungen vermittelte. Die Notenbeispiele erleichterten das Hören und das Verständnis für die Musik und die Entwicklung des Gemeindegesangs.
Text: Gerburg Barckow