Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen
Gemeindefreizeit 2014 in der Fränkischen Schweiz
Wie schon in den letzten Jahren, war auch diesmal die „Fränkische Schweiz“ das Ziel der Gemeindefreizeit 2014 unter dem Motto „Franken und drumherum“. Pfarrer Pensky und seine Frau hatten wieder einmal mit großer Sorgfalt und Phantasie die Reise vorbereitet. Wer meinte Franken schon gut zu kennen, wurde jeden Tag mit neuen Überraschungen konfrontiert.
Ziel des ersten Ausflugs war Heilsbronn. In der Blütezeit des Klosters umfassten die Besitzungen 292 Orte zwischen Main und Donau, sechs Stadthöfe und das Patronat über 37 Pfarreien.1529 wurde durch Markgraf Georg den Frommen die Reformation in Heilsbronn eingeführt. Die Hohenzollern betrachteten Heilsbronn als ihr Hauskloster und wählten es zu ihrer Grablege. Vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts (1297 bis 1625) ließen sie ihre Toten im Münster beisetzen. Die drei Hochgräber im Mittelschiff und zahlreiche Epitaphien halten die Erinnerung daran wach. Heilsbronn wurde so zu einem Mausoleum des späteren preußischen Herrscherhauses. Die Hoffnung auf Fürbitte der Mönche führte aber auch zahlreiche Adelsfamilien dazu, ihre Toten in Heilsbronn beizusetzen. Rund 500 Grabstätten wurden im Münster eingerichtet.
Grablege der Wittelsbacher in Heilsbronn
Beim Rundgang durch die Stadt kann der Besucher deutlich erkennen, dass von den Bürgern und der Politik viel getan wird, um den Glanz der Vergangenheit in die Gegenwart zu retten. Sorgfältig restaurierte mittelalterliche Bürgerhäuser, Brunnen, Plätze, Kirchen und das Rathaus zeugen davon. Man ist auch davon überzeugt, dass das Rezept für Lebkuchen hier und nicht in Nürnberg erfunden wurde.
Nachmittags stellte der evangelische Münsterpfarrer Dr. Schindler uns einige Kunstschätze in „seiner“ Kirche vor unter dem Thema: „Maria in Kunstwerken des Heilsbronner Münster“.
Die nächste Etappe unserer Rundreise führte nach Nürnberg. Hier wurde uns von Pfarrerin Dr. Seegets der evangelischen Sebalduskirche eine Kirchenführung der besonderen Art geboten. Anhand von Symbolen des mittelalterlichen geistigen Glaubens und an der Biographie von Dürer wurden uns die vielschichtigen Symbole in der Kirche erläutert. Diese ausdrucksreiche Symbolik des Mittelalters ist den meisten Menschen heute nicht mehr geläufig. Deshalb kann man die Baupläne, Ausschmückungen und symbolische Darstellungen in ihrem Zusammenwirken in der Regel nicht entschlüsseln. Dem Menschen des Mittelalters waren diese Kenntnisse noch geläufig. Deshalb konnte er die dahinter liegenden Informationen „erkennen und lesen“ wie in einem Buch. Beim Besuch der Kirche wurde ihm klar, dass er ein Bestandteil des göttlichen Heilsplanes ist, wenn er sich an die göttlichen Gebote hält.
Nachmittags stand ein Besuch auf dem jüdischen Friedhof auf dem Programm. Unter der kundigen Führung von Frau Hofmann bekamen die Gruppenmitglieder einen Einblick in jüdische Lebens- und Begräbnissitten. Die Bedeutung und Symbolik von Grabinschriften wurde erklärt und auf den langsamen Wandel der uralten Begräbnissitten in der Gegenwart hingewiesen, der auf dem Friedhof seit einigen Jahren zu sehen ist.
Jüdischer Friedhof in Nürnberg
Das Programm endete mit einem Besuch des Dürerhauses unterhalb der Nürnberger Burg. Die Gästeführerin Gisela Brandstätter schlüpfte in die Rolle von Agnes Dürer, der Ehefrau Albrecht Dürers, und ließ das Leben ihres Mannes und ihr Leben an Originalplätzen im Haus Revue passieren. Abends wurde die Gruppe mit einem italienischen Büffet im Hotel verwöhnt.
Wie immer, gab es auch bei dieser Fahrt ein Überraschungsei. Ziel der Tagestour war die „Goldschlägerstadt Schwabach“. Im Mittelalter war es die kleinste Stadt Schwabens. Bei unserem Gang durch die Stadt konnten wir sehen, dass viele mustergültig restaurierte Gebäude, Plätze und Brunnen erhalten sind, die einen kleinen Einblick geben in die mittelalterliche Struktur.
Berühmt geworden ist die Stadt aber durch die Blattgoldschlägerei, die bis heute hier angesiedelt ist. Zum Mittagesse kehrte die Gruppe in den „Goldenen Stern“ ein und genoss ein liebevoll zubereitetes Goldmenü.
Nachmittags stand ein Besuch im „Goldschläger-Museum“ Schwabach auf dem Programm. Dieter Drotleff - einer der letzten Goldschlägermeister - vermittelte uns einen umfassenden Einblick in die körperlich schwere und zugleich filigrane Arbeit des Goldschlägers durch seine Vorführungen. Wenige Gramm Gold genügen, um mehrere Quadratmeter vergolden zu können. Beim Einschmelzen werden dem Gold bestimmte Metalle zugefügt. So entstehen verschiedene Goldfarbtöne. Die flüssige Legierung erstarrt in der Gussform zu einem schmalen Barren. Die Verwandlung in dünnste Folien kann beginnen. Gezielte Schläge auf den Barren verdichten beim Schmieden das Edelmetall. Ausgewalzt und in Quadrate von je drei mal drei Zentimetern geschnitten, werden aus einem kleinen Viereck am Ende 16 Blätter mit acht Zentimeter Seitenlänge. Nach der ersten Schlagrunde liegen die Goldfolien geviertelt bereit, um erneut in einen Stapel Spezialpapier einsortiert zu werden. Eine schmiedeeiserne Zange sichert den Papierstapel, in den die zugeschnittenen Goldquadrate für den dritten und letzten Schlagprozess sorgfältig eingepackt werden. Die Vierecke müssen exakt übereinander liegen. In der letzten Runde vollendet der Blattgoldschläger sein Werk auf einem Granitblock. Der Goldschläger muss sorgfältig von innen nach außen hämmern und dabei die Form wenden und drehen, um die Schläge gleichmäßig zu verteilen. Das dauert Stunden. Er beginnt mit einem leichteren Hammer und arbeitet sich bis zu einem 13,5 Kilo schweren Schlagwerkzeug hoch. Das Gold soll später nicht viel dicker als 0,006 bis 0,008 Millimeter sein. Zum Vergleich: Ein Haar des Menschen ist etwa 0,05 Millimeter stark. Zu guter Letzt bringen kunstfertige Hände den Hauch von Gold in die richtige Form: kleine Quadrate mit 52, 65 oder 80 Millimeter Seitenlänge. Man muss sehr geschickt sein, um das Goldblatt mit der Pinzette vom Papier zu lösen und es sanft auf eine mit Rehleder bezogenen Ablage zu pusten, ohne es dabei zu zerreißen. Auf dem Leder wird das Blatt mit einem Spezialmesser geschnitten, zwischen Seidenpapier gelegt und schließlich zu Heftchen mit jeweils 25 Blatt gebündelt. Aufgestapelt sehen sie so unscheinbar aus wie ein Notizblock.
Auf dem Marktplatz in Schwabach
In Kleintettau am Rennsteig, dem nördlichsten Ort Frankens, konnten wir die einzigartigen Kunstfertigkeiten von Glasbläsern in der hochmodernen Produktionsstätte der „Glaswerke Heinz Glas“ bewundern, deren Produkte in alle Welt gehen. In der örtlichen Glashütte werden kunstvolle Flakons hergestellt für alle weltweit produzierenden Parfümerien. Die Glashütte ist aufgrund der hochspezialisierten Mitarbeiter in der Lage jeden von den Firmen gewünschten Flakon von der Form- und Farbgebung und vom Design herzustellen. Die zur Produktion notwendigen Formen werden im Unternehmen entwickelt und konstruiert. Die hierfür notwendigen Spezialisten werden im Unternehmen ausgebildet und arbeiten in Teams an der Lösung der gestellten Aufgaben.
Eine umfangreiche Sammlung von Flakons aus dem Altertum bis heute kann man im firmeneigenen Museum ebenso bestaunen, wie ganze Produktserien von Flakons für Edelparfüms aller weltweit großen Anbieter. Von einer Besuchertribüne aus konnten die Fahrtteilnehmer einen Blick in den Produktionsbereich werfen. Die große Geräuschkulisse in den Maschinenhallen und die extremen Betriebstemperaturen, die von den Brennern und von den Wannen mit Flüssigglas ausgingen, vermittelten uns Besuchern einen intensiven Eindruck von den harten Arbeitsbedingungen in einer Glashütte.
Nach einer Mittagspause in der firmeneigenen Kantine der Glashütte stand ein Besuch im Schiefermuseum Ludwigstadt auf dem Programm. Rund um Ludwigsstadt befindet sich das historische Abbaugebiet für Schiefer. Man nannte Schiefer auch „das blaue Gold“, weil dieser Stein in Deutschland bis heute nicht nur viele Landschaften, sondern auch die Architektur geprägt hat. Man denke nur an die kunstvoll verzierten Fassaden der Häuser in vielen Landstrichen Deutschlands oder an die grau-blau changierenden Schieferdächer mit ihren variantenreichen Verlegemustern.
Die großen Schiefervorkommen sind in Deutschland heute allerdings weitgehend erschöpft. Schieferplatten für die Bauindustrie kommen in der Regel aus Spanien und erleben als Baumaterial eine Renaissance. Fast vergessen ist, dass einst die ganze Welt Lesen und Schreiben lernte mithilfe von Schiefertafeln aus dem Frankenwald. Im Schiefermuseum kann der Besucher den Prozess der Herstellung von Schiefertafeln mithilfe von Fotos, alten Werkzeugen und Filmen nachvollziehen. Schiefertafeln aus dem Frankenwald waren deshalb so begehrt, weil der Schieferstein hier eine extrem feine Körnung aufweist und deshalb mit Schiefergriffeln leicht zu beschreiben ist. Das Material war relativ leicht herzustellen. Mitte des 19. Jahrhunderts, als immer mehr Menschen Zugang zum Bildungssystem erhielten, erreichte die Schiefertafelproduktion ihren Höhepunkt.
Fast drei Millionen Schreibtafeln verließen damals Jahr für Jahr den Frankenwald und gingen in alle Welt. So beeindruckend die Absatzzahlen sind, so hart waren aber auch die Bedingungen hinter den Kulissen, weil viele Tafeln in Heimarbeit entstanden und damit den Menschen dieser an sich armen Gegend ein Zubrot ermöglichten. Danach stand der Besuch des mehrfach prämierten Golddorfs Steinbach an der Haide auf dem Programm. Vor der Wiedervereinigung lag dieser nördlichste Ort Bayerns direkt an der innerdeutschen Grenze. Dort zeigte uns Frau Wittmann die Dorfkirche mit den alten Freskenfragmenten aus dem 15. Jahrhundert und erläuterte uns die Probleme, die die Dorfbewohner vor und nach der Grenzöffnung hatten bzw. noch haben. Um Schulen und Arbeitsplätze zu erreichen, sind heute weite Anfahrwege nötig, die sowohl für die Kinder als auch für die Erwachsenen große Belastungen mit sich bringen. Durch private Initiativen in den letzten Jahren entstand ein Dorfgemeinschaftsgarten, für den die Bewohner wiederholt prämiert wurden. Besonderen Wert legt man auch auf rege Vereinstätigkeiten, um den Zusammenhalt der Bewohner zu erhalten und zu stärken.
Das nächste Ziel unserer Reise führte die Gruppe nach Eger/Cheb. Unter der Leitung von Herrn Schmidt besuchten wir die Nikolaikirche im Zentrum, die mit einer Fülle von Kunstwerken ausgestattet ist. Danach ging es zur Burg, die in der Geschichte eine wichtige Rolle spielte. Wallenstein, einer der prominenten Heerführer im 30-jährigen Krieg, wurde hier ermordet. Eger war im Mittelalter eine reiche Stadt, in der viele Tuchhändler lebten.
Der prachtvoll restaurierte große Marktplatz mit seinen beeindruckenden Bürger– und Handelshäusern (z.B. Wallensteinhaus, Pachelbelhaus) vermittelt den Besuchern noch heute den Glanz seiner Blütezeit.
Marktplatz von Eger/Cheb
Im 19. Jahrhundert wandelte sich Eger zu einem Industriezentrum und war zugleich ein wichtiges Drehkreuz im Eisenbahnverkehr. Nach der Vertreibung der Deutschen am Ende des Zweiten Weltkriegs leben heute etwa 30 000 Menschen in der Stadt.
Nachmittags stand der Besuch von Franzensbad auf dem Programm, eines der zahlreichen und berühmten böhmischen Bäder. Beim Stadtrundgang durch den Kurgarten vorbei an den Glaubersalzquellen, dem Stadtpark mit Brunnen und dem Reiterdenkmal Kaiser Franz I. konnte man eintauchen in die berühmte Bäderatmoshäre. Der sorgfältig restaurierte Kurbereich vermittelt dem Besucher einen präzisen Einblick in die mondäne böhmische Bäderkultur der vergangenen Jahrhunderte, in der sich prominente und reiche Zeitgenossen, Adlige, Künstler und Lebenskünstler tummelten.
Trinkhalle in Franzensbad
Im „Cafe Casino“ konnten auch die Fahrtteilnehmer bei Kaffee und Kuchen von „der berühmten Atmosphäre des Kurbads“ schnuppern. Stilgerecht zum Tagesprogramm endete der erlebnisreiche Ausflug in unserem Hotel Bauerschmidt in Pottenstein-Kirchenbirkig mit einem erlesenen abendlichen Drei-Gang-Menü.
Am vorletzten Tag unseres Aufenthaltes stand der Besuch des Klosters Ebrach auf dem Programm. Das Kloster wurde 1127 als drittes Zisterzienser-Kloster in Deutschland gegründet und gehörte zu den großen deutschen Klöstern. In der Blütezeit des Klosters lebten bis zu 1600 Mönche in den ausgedehnten Klosteranlagen. Anfangs prägten die asketischen, liturgischen und praktischen Forderungen der Zisterzienser ihre Kirchbauten. Mit dem monastischen Selbstverständnis wandelte sich jedoch auch die Kunstauffassung der Zisterzienser: Das anfängliche Kargheitsideal milderte sich schon mit den Großbauten des 13. Jahrhunderts und mündete schließlich, wie das Beispiel Ebrachs zeigt, in die allgemeine Prachtentfaltung des 17./18. Jahrhunderts. Die überbordende barocke Ausgestaltung der Kirche zieht bis heute die Kirchbesucher in den Bann, auch unsere Besuchergruppe. Im dreißigjährigen Krieg besetzten die Schweden das Kloster, der Abt Dressel emigrierte nach Köln, der Konvent zerstreute sich und der reiche Kirchenschatz mit den mittelalterlichen silbernen Heiligenbüsten, aber auch die profanen Wertgegenstände wie das Tafelsilber und die Münzsammlung, gingen verloren. Der silberne Abtsstab aus dem Jahre 1625 gelangte als Beutestück nach Stockholm und später in das dortige Reichsmuseum. Eine1982 gefertigte Kopie des Stabes ist in der Vitrine im südlichen Seitenschiff der Abteikirche ausgestellt. Nach wechselvoller Geschichte mit Aufschwüngen und Rückschlägen endete die Geschichte des Klosters mit seiner Auflösung am 2. Mai 1803. Das Kloster mit all seinen Besitzungen fiel an das Kurfürstentum Bayern. Das Archiv und der wertvollere Teil der Bibliothek einschließlich der Kupferstichsammlung wurden nach Würzburg, die Wertgegenstände mit Kirchenschatz und 10 Gemälden nach München gebracht. Der Rest der Einrichtung wurde versteigert. Die Klostergebäude standen zunächst leer, bis dort 1851 ein Gefängnis eingerichtet wurde, das noch heute als Justizvollzugsanstalt für Jugendliche existiert.
Klosterkirche Ebrach
In Prichsenstadt, nur wenige Kilometer von Ebrach entfernt, endete unser Besuchsprogramm. Das Städtchen hat seinen mittelalterlichen Kern bis heute bewahrt, einschließlich der kompletten Stadtmauer. Unter der kundigen Führung von Frau Hoffmann wurde uns die wechselvolle politische Geschichte des malerischen Örtchens über die Jahrhunderte geschildert. Im Zuge der Gebietsreform wurde Prichsenstadt 1972 zur Großgemeinde mit neun Ortsteilen. Seit 1950 wurde der Weinanbau in der Gegend wieder belebt. Bei einem Rundgang durch die Weinberge wurden uns Grundinformationen über Weinanbaumethoden und Pflege der Reben, über Rebsorten und über die verschiedenen Stadien der Weinproduktion vermittelt.
Abends war der „fränggische Enderdääner“ Jürgen Leuchauer zu Gast in unserer Gruppe. Laut Schwabacher Tagblatt „hat er sich als fränkisches Urgestein auf die Fahnen geschrieben, fränkische Geschichten, Lieder mit gleichzeitig stattfindender eigener Gitarren-Begleitung, fränkische Begriffe und nicht zuletzt Eigenheiten des fränkischen Dialektes auf die Bühne und damit dem Publikum nahe zu bringen.“ Dass ihm dieses gelungen ist, war am lang anhaltenden Schlussapplaus der Fahrtteilnehmer zu erkennen.
Am Sonntag nahm die Reisegruppe am Gottesdienst im benachbarten Betzenstein teil, bevor sie sich wieder auf dem Heimweg nach Elsen machte.
Ein ganz großer Dank aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer gilt Herrn Pfarrer Pensky und seiner Frau, die auch diese Reise wieder hervorragend geplant und geleitet haben. Die während der Reise gesammelten Eindrücke werden sicherlich noch allen Teilnehmern lange im Gedächtnis bleiben.
Text und Foto: Eberhard Hagen